26 Aug. 2013

Etappe 6 / Bol – Dubrovnik

Author: heavensgate | Filed under: Allgemein

Die kleine Inselausfahrt gestern Sonntag wollte ich nicht wie geplant zu Ende bringen.
Üble schwarze Wolken, aus welchen sich im Gebirge (auf der Insel Brac steht der mit rund 1000 m. ü. M. höchste Berg in Kroatien) Gewitter entladen haben, bewogen mich dazu die Rundfahrt abzubrechen und auf kürzestem Weg ins Hotel rückzukehren.
Wenn es einen auf der Etappe erwischt dann ist’s halt so, aber auf einer kleinen Spritztour mit Ausweichmöglichkeiten bin ich für „trocken bleiben“.
Das Radarbild zeigt (siehe unten) dass sich da doch tatsächlich ein Wolkenband unbewilligt über Kroatien geschoben hat.

So verbrachte ich den Rest des Nachmittags mit zusammenpacken, da es heute ja bereits wieder weiterging.
Eventuell fragt sich der eine oder die andere wie man Gepäck für 3 Wochen auf einem Tuktuk mitnehmen kann?
Das Geheimnis lautet „Kompression“.
Da gibt’s bei der Tante Louise (landesweiter Motorradzubehörhandel in D mit Filiale in Weil am Rhein) diese Guggen. 3 Stück für € 9.90.
Zusätzlicher Vorteil: Wasserdicht! So konnte ich den extra Regenschutz für die Packtaschen zuhause lassen.

Dann gings nochmals kurz zur Küste runter um mich von den Kieselflöhen zu verabschieden.

Beim Einnehmen des Aperos kam der Kellner zu mir und sagte: „can i ask you something?“ ich entgegnete, „schürli bürli“.
„Is it hard to ride a Harley?“ (Jä sorry he, ich hatte keine anderen T-Shirts dabei und der Direktionsparkplatz war ja auch gleich um die Ecke). Weil diese Frage vielschichtig interpretiert werden kann, fragte ich zurück „what do you mean?“ „You now, about the weight and so“. Aha, jetzt hatte ich kappiert.
„Listen Buddy“ …. wart ich mach jetzt auf German weiter sonst muss ich wegen der Rechtschreibung ständig mit dem Wörterbuch hin und her wechseln 😉 …. „ich rate dir nicht einfach eine Harley zu kaufen nur weil der Chrom so schön spiegelt. Und wenn es Dir einzig um’s Motorradfahren geht, leg dir eine Yamaha oder BMW zu“.
Die Dinger sind wirklich gut zu fahren und haben im Ursprung ja nichts mit den Besitzern zu tun.
„Das streben nach Freiheit und Abenteuer und vorallem nach Individualismus prägen den Harley Lebensstil.“
Seine Augen werden immer grösser, ab und zu kommt ein „ah“ durch.
„Du wirst weiter erkennen dass Werte wie, Ehre, Respekt, Ehrlichkeit und Kameradschaft in unserer gewohnten Gesellschaft nur noch sehr selten vorkommen, da jeder nur für sich selber um Macht und Reichtum kämpft, sich über Verluste, Niederlagen und Fehler von anderen freut. Es herschen Neid und Missgunst anstatt sich gegenseitig zu helfen.
Der genannte Lebensstil strebt nach diesen verlorenen Werten“. Oder kurz formuliert:
„It’s not what you ride, it’s what you ride for“. „Wenn du danach streben willst, dann kauf Dir eine Harley“.
Selbstverständlich ist das auch mit anderen Töffs oder gar keinen erstrebenswert. Meine Meinung hierzu würde an dieser Stelle aber zu weit führen.
Er sagte nichts weiter dazu und ging mit einem „thank you“ (schliesslich waren noch andere Gäste zu bedienen ;-)).

Zum obligaten Gutenachtbier habe ich mir dann von Sina „Sunntag uf där Wält“ aus dem Album „Marzipan“ gegönnt.

Dies hat zum Tag, zur Stimmung und natürlich zum Wochentag gepasst.
(anhören dieses Songs paralell zum lesen des Beitrags ist empfohlen).

Übrigens:
Da hat sich doch tatsächlich der Bernd, aus der ersten Bleibe im Hotel Schwarzer Widder (erinnert Ihr Euch noch?), per E-Mail erkundigt wie es mir geht und ob ich wie geplant vorangekommen sei. Top, hat mich gefreut 🙂
Also an alle, wenn ihr mal in der entsprechenden Gegend seid, ab zum Bernd (ich glaube er liest mit, richtig?)

Da das Floss rüber auf’s Festland nur alle paar Stunden ablegt, war heute Morgen ein eisernes timing angebracht.
Also früh genug los, um mir unnötiges warten mit zuvielen Espresso’s zu ersparen. Als ich in den Hafenort einbog, erkannte ich eine riesige Blechlawine die alle übersetzen wollten.
Zumal ich keinem 4-Räder einen Platz wegnehmen würde, da die Bikes, mit oder ohne Motor irgendwo dazwischen abgestellt werden, zog ich bis an die Spitze an der Kolonne vorbei (ansonsten hätte ich das natürlich nicht getan 🙂 🙂 :-)).
Rückzuck ein Ticket gekauft (umgerechnet rund CHF 20.-) und den Anweisungen des Chefmatrosen gefolgt.
Als das Kanu voll war hatte es wie erwartet noch diverse Autos welche keinen Platz mehr hatten. Hüüü, das hätte mir gestunken. Glaube die nächste Fähre ging in 3 Stunden (da unter der Woche).

Die Route von Makaskar nach Dubrovnik war erneut mit optischen Leckerbissen versehen. Aber ich kann ja nicht jedesmal dieselben Lobeshymnen singen. Deswegen siehe Fotos.

Wie in einem vorigen Bericht erwähnt, war ich gespannt auf den Bosnischen Abschnitt.
Hierzu ein Zitat aus Spiegelonline: „Kroatien ist seit langem zweigeteilt. An der Adria gehört ein etwa 20 Kilometer langer Küstenstreifen zu Bosnien-Herzegowina. Für die Urlauber heißt das: Sie müssen von Norden kommend bei der Ortschaft Klek aus Kroatien aus- und weniger als zehn Kilometer Küstenstraße weiter wieder einreisen. Die Folge: Staus und Wut – und das nicht nur bei Touristen.“
Alles halb so wild. Zumindest heute in der Nachsaison, habe ich etwa 5 Minuten gewartet bis mich der Bosnische Grenzwachtposten einfach durchgewunken hat ohne das irgendein Papier verlangt wurde (dabei hatte ich mich diesesmal schön vorbereitet. Handschuhe aus, ID zwischen den Zähnen).
Die Ortschaften mit Umgebung in Bosnien zeigten sich identisch wie in Kroatien und tatsächlich nach ein paar Minuten fahrt, wieder ein Zollhäuschen zum erneuten einreisen.
Naja, wir kennen’s nicht anders wenn wir von Weil am Rhein nach Lörrach wollen ohne über den Tüllinger Hügel oder die Autobahn zu fahren.

Spürbar anders als auf Brac war die Temperatur. Je näher an Dubrovnik wurde es heisser und heisser.
In Dubrovnik eingefahren lotste mich das Navi zum Kroatischen Finanzamt anstatt zu meiner Bleibe.
Jä gopferdelli, jetzt bieten die auch schon Unterkünfte an? Vielleicht eine neue Masche um Steuerflüchtlinge anzulocken?
Man darf in solchen Situationen den Humor halt nicht verlieren, gele.
Schon völlig durchschwitzt rein in die gute Stube und den erstbesten angehauen. „Dobr veche, do you speak englisch?“ „Nö öh“. Also doch nichts mit Steuerflüchtlingen dachte ich und hielt dem Kerle die Adresse unter die Nase. „Old town, old town“, kam es postwendend zurück.
Na geht doch mit englisch dachte ich und fragte „gdje (wo) old town?“. Er machte eine Handbewegung in eine Himmelsrichtung und der folgte ich.
Nur …. bin ich dabei in eine Einbahnstrasse in falscher Fahrtrichtung eingebogen (duck), was mir ein entgegenkommender Taxifahrer unmissverständlich klar machte (optische und akkustische Hupzeichen).
Zm Glück war ich bei gefühlten 80 Saunagraden noch bei Sinnen und habe den Lapsus, nach dem erwähnten Hinweis, bemerkt und konnte auf dem Gehsteig wenden.
Irgendwann stand ich vor dem Haupteingang in die Altstadt (Fahrberbot – Schade). Karre abgestellt und in der Infobude nach der Adresse gefragt.
Es seien nur noch 20 Meter die Strasse hoch. Jä also, wer ist jetzt hier die Maschiene?
Noch das Stückchen hochgefahren und … das ist zwar die angegebene Strasse aber halt eben nur eine Gasse die vom Trottoir her einmündet. Nichts mit runterfahren!
Der Schweiss hat mir mittlerweile angefangen die Schuhe zu füllen :-(.
Dann halt noch ein bisschen hochgefahren bis zu ersten Abstellmöglichkeit und zu Fuss zu besagter Gasse zurück. Dort rein und … ich befand mich in der herrlichen Altstadt von Dubrovnik.
Das war mir jedoch zu diesem Zeitpunkt sch…. egal. Endlich habe ich das Appartment gefunden. Ein netter Verantwortlicher erklärte mir dass wir jetzt zum Fahrzeug gehen um das Gepäck abzuladen. Also doch kein Zufahrtstrick oder Spezialgenehmigung.
Beim abladen fragte ich ihn nach einer Parkmöglichkeit. „überall wo Motorradparkplatz ausgeschildert ist“. Jä wie? „draussen in der Öffentlichkeit?“
Dubrovnik sei eine sichere Stadt in der keine Diebstähle vorkommen. Jä, jä Babettli, wär’s galubt wird selig.
Der nette Verantwortliche hat sich doch mein ganzes Gepäck unter die Arme geklemmt so dass ich mich um den Parkplatz kümmern könne. Danke!
Oberschlau bin ich ins gegenüberliegende Hilton geschwommen (wegm Schweiss, weisch) und habe den „parkingplace-manager“ gefragt ob er einer obdachlosen Harley Unterschlupf gewähren würde. „Natürlich“ bekam ich zur Antwort. „Macht dann 400 Kuna pro Tag“ Hä? „und bis Mittwoch?“ ….“Ja das sind dann 3x mehr, also 1200 Kuna“. Umgerechnet würden die also CHF 180.- für einen Parkplatz für 3 Tage verlangen.

Baby, du schläfst heute draussen !!!

Wie der Abend so verlaufen ist, erfährt Ihr im nächsten Bericht.

Erkenntnis desTages: Richtig ist richtg auch wenn es niemand tut, Falsch ist falsch auch wenn es alle tun.

Unbewilligte Wetterfront
Front

Kompression
Komp 1

Komp 2

Mit den Kieselflöhen auf Du und Du
Sandfloh

Etappe
Etappe

Platz gesichert!
Fährenplat

Aussichten
Aus 1

Aus 2

Aus3

Aus4

Aus5

Dubrovnik
Dubrov

Der triefende Biker
Trief

3 Responses to “Etappe 6 / Bol – Dubrovnik”

  1. Sh00t Says:

    :))) Alter Haudegen – Name von Einbahnstrasse ist Laaagestrasse 😉 bzzzt 🙂
    Freu mich auf Dich in Faak 😉

  2. Christian Says:

    Jä hallo Digge do wird me jo grad niiiiiedisch……….so schön…. Los i sags nit gärn abr hesch e grausige Bartwuchs….hähähä… gäll die hän kei Strom dört. I könnti däm abhilf schaffe weisch so wäge dr Diversifizierig odr so…..übrigens ha gar nit gwüsst dass Du au e Philosoph odr heisst das Filuu…öbis bisch…Wansinig wie gschwulle Du däm Källnr dPhilosophi vom Harley fahre gschilderet hesch dä kauf bestimmt keini nei nei……….Witr hin e supr fahrt und gniesses uf dim Camino……

  3. Bruno Dürr Says:

    Tja dem Kellner sein Gesicht hätt ich auch gern gesehen 😉
    Super Blog-Einträge, macht Spass zu lesen. Weiterhin gute Fahrt

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