Faszination und Entäuschung zugleich!
Aber alles der Reihe nach, denn meine Lieben, bin ich gestern am südlichsten Punkt meiner Reise angelangt.
Das wurde nach dem Abendessen, welches ich beim Appartment-zugehörigen Restaurant eingenommen hatte, mit Ry Cooder’s „Crossroads“ aus dem gleichnamigen Album gefeiert.
Das Angebot die Familienterasse mitbenutzen zu dürfen, habe ich dankend angenommen um bei ein paar Bier den vorigen Bericht zu schreiben.
Apropos Bier: man könnte bei meiner Berichterstattung durchaus das Gefühl bekommen ich würde einen Wanderführer für Biertrinker verfassen.
Mitnichten, der Gerstensaft dient ausschliesslich zum Auffüllen der Energiereserven und schliesslich sind seine isotonischen Eigenschaften altbekannt.
Abgenommen habe ich auch schon. Also weshalb mit „Slimfast“ kuren wenn’s auch mit Bier geht, oder?
Als ich die Terasse aufgesucht habe, es war sonst niemand anwesend, schaute ich in die Augen eines Doge-Labrador-Mischlings (so schätze ich mal). Der war zwar angebunden, jedoch mit einer seeehr langen Leine.
Mit einem leicht unguten Gefühl (um nicht zu sagen mit K…. in der Hose) machte ich einen auf Rudelchef und sagte „….. jä das isch abr e liebe Hundel. Hesch hüt scho e feins Gaggeli gmacht? …“
Wedel, wedel (gutes Zeichen) und auf mich zu mit gesenktem Kopf. Puh, also bin ich als Chef akzeptiert.
Der Vierbeiner wich den ganzen Abend nicht von meiner Seite, legte seinen Kopf auf meine Füsse und saberte meine letzten Ausgangsschuhe voll (hoffentlich sind die Speichelresistent; Barfuss oder in Töffstiefeln in den Ausgang wäre ein bisschen doof. Und nein, ich war noch nicht beim shopen, bis jetzt hinausgezögert).
Während der Nacht hat sich Gewitter entladen welchem demjenigen in den Dolomiten in nichts nachstand. Und meine Dicke stand draussen! Ja ich weiss, ich bin ein Rabenvater …. äh … -besitzer. Zudem wusste ich ja vom Wetterbericht dass eine hohe Regenwahrscheinlichkeit vorausgesagt wurde. Zusätzlich habe ich gestern im Schweisse meines Angesichts auch noch vergessen den offenen Luftfilter abzudecken.
Die im FatBob-Forum behaupten zwar dies sei unproblematisch aber wohl ist mir dabei doch nicht so ganz.
Hmm…, mal schauen ob ich heute in einem der Rheumaschuppen Absolution erhalte 😉
Ich kann es mir nicht verkneifen um nochmals auf die Prioritäten der Kroaten hinzuweisen.
Das Anschauungsmaterial (siehe Bilder unten) nehme ich mit ins Geschäft. Unser Sicherheitsingenieur hat immer Verwendung für Todsünden bei Elektroinstallationen.
So, nun aber los zum Weltkulturerbe.
Auch hier wieder als Vorwort ein Auszug von Wikipedia:
„Die Stadt Dubrovnik [ˈdubrɔ̞ːʋnik] (lateinisch Rausium später Ragusium, italienisch und deutsch Ragusa)“ ….. jetzt weiss ich woher der Name für die feinen Schoggistängeli kommt ……“ist eine Stadt im südlichen Kroatien an der Adria. Die Stadt wird aufgrund ihrer kulturellen Bedeutung und der jahrhundertelangen politischen Sonderstellung oft auch als „Perle der Adria“ und „Kroatisches Athen“ bezeichnet. Im Jahr 1979 wurde die gesamte (bewohnte – Anm. der Redaktion) Altstadt von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen……Neben dem Namen der Stadt wird immer noch der Leitspruch „Libertas“ (lat. Freiheit) hervorgehoben……Die Dubrovniker (kroat. Dubrovčani) bekannten sich zu den Worten ihres Dichters Ivan Gundulić: „Non bene pro toto libertas venditur auro“ (deutsch: „Für alles Gold in dieser Welt werden wir unsere Freiheit nicht verkaufen.“).
Es ist unschwer zu erahnen dass alles was mit UNESCO angeschrieben ist, tausende von Besuchern anzieht. Hier zu meinen alleine oder mit ein paar wenigen unterwegs zu sein ist ein Trugschluss. Also rein in den Rummel.
Zuerst wird man mit einer grossen Tafel auf den Jugoslawienkrieg und dessen Zerstörung am Weltkulturerbe aufmerksam gemacht.
Prompt hatte ich mich in einer Deutschen Reisegruppe eingeschlichen und etwa 10 Minuten den Ausführungen des Tourguides gelauscht. Jeder dritte Satz hat auf die Barbarei im besagten schrecklichen Konflikt abgezielt.
Die Besichtigung lässt sich in zwei grundsätzliche Arten unterscheiden. Den Rundgang auf den Festungsmauern, welcher lockere 2 Stunden dauert und die Tour durch Gassen und Strassen „auf dem Boden“.
Ich schaffe mir eine Übersicht aus der Höhe, dachte ich und kraxelte die steilen Treppen empor. Dies ging erstaunlich locker und ohne Walrossgeschnauffe (habe ich Euch schon von der isotonischen Wirk…….) ….. Natürlich wurde ein kleiner Obolus von rund CHF 15.- für die Aussicht verlangt.
Im Laufe des Rundgangs habe ich mich gefragt wann denn endlich der Geist einer so geschichtsträchtigen Umgebung auf mich überfliessen würde. Hmm … warten wir mal ab.
Ansonsten nehme ich in der Regel sofort die Stimmung auf und tauche in die Geschichte ab (so zum Beispiel vor einiger Zeit in Dresden, nach kaum 5 Minuten war ich seelischer Begleiter von August dem Starken).
Die massiven Schutzmauern sowie die Architektur der Stadt waren schon beindruckend, aber sonst?
Plötzlich viel es mir wie Schuppen von den Augen. Wie um Himmels Willen können die Bewohner diese Historie so verschandeln?
Wohin das Auge reicht, überall Satelitenschüsseln an den Fassaden (ok die wohnen hier, aber da gäbe es doch sicher andere Lösungen) ganz zu schweigen vom Müll in den Gräben und den unzähligen behangenen Wäscheleinen vor den Fassaden der Häusern (Anschauungsmaterial siehe unten bei den Bildern).
Würden wir so etwas produzieren und sei es nur bei einem unter Heimatschutz stehenden Gebäude, würden wir uns wohl knapp hinter schwedischen Gardinen schämen dürfen.
Aber vielleicht sieht’s ja auf der „Bodentour“ anders aus.
Es kann nicht schlimmer kommen? Denkste!
Souvenirshop an Souvenirshop, alle 30 Meter einer der dir eine Speisekarte unter die Nase hält und mehr oder weniger agressiv für seine Beiz wirbt.
Hier gab es für mich nichts mehr zu sehen.
Da war sogar St. Augustin in Florida ein kulturelles highlight dagegen, obwohl die in der ältesten Schule der USA einen Softice-Laden untergebracht hatten.
Ist das nun die Interpretation von Freiheit?
Das ist meiner Ansicht nach Ausbeutung, jeder will ein Stück des Kuchens abhaben und kümmert sich einen Dreck um das Weltkulturerbe.
Und was macht die UNESCO? Bezüglich dem Thema ist ihr Ziel folgendermassen definiert:
„Das World Heritage Committee der UNESCO verwaltet das Welterbe der Menschheit, welches sich aus dem Weltkultur- und Weltnaturerbe zusammensetzt.“
Aha, verwalten!
„Zwei der vielen weiteren Prioritäten der UNESCO sind die Erarbeitung eines Übereinkommens zum Schutz und zur Förderung der kulturellen Vielfalt sowie die Steuerung und die Koordination der Weltdekade „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ (2005–2014) der Vereinten Nationen.“
Aha, „Schutz“ ist nicht etwa ein Ziel sondern nur eine von viele Prioritäten. Ja, so schauts auch aus.
Sorry für meine harten Worte, aber so habe zumindest ich diese Besichtigung erlebt.
Einen Besuch von Dubrovnik kann ich Euch beim besten Willen nicht empfehlen.
Um diese Erfahrung reicher durfte es heute Abend mal wieder eine Pizza sein. Rechtzeitig zurück auf dem Zimmer werde ich mir via FCB Radio App das CL Quali Rückspiel anhören.
Ob ich morgen wie geplant früh abfahren kann ist nicht so sicher. Das Wetter scheint andere Pläne zu haben 🙁
Bericht folgt …..
Erkenntnis des Tages: der Weg ist das Ziel
Aussicht vom zugehörigen Restaurant
Badzimmer ohne Duschvorhang /- wand (was ja egal wäre) jedoch …
… mit hoch sicherer Elektoverkabelung
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